Schottisch (Scots)

Sprachgruppe
Das Schottische (Scots) gehört zur germanischen Sprachfamilie und wird normalerweise dem Ingwäonischen (Nordsee-Westgermanischen) zugeordnet. Das bedeutet, dass es gemeinsam mit dem Englischen und Friesischen zu einer germanischen Untergruppe gehört.

Gebiet und Varianten
Das Schottische wird im Tiefland Schottlands gesprochen, also in den meisten südlichen und östlichen Teilen des Landes, einschließlich den Shetland- und Orkney-Inseln, außerdem in Nordirland. Unter den Mundarten bestehen viele Ausspracheunterschiede, teilweise sehr bedeutende, und die Orkney- und Shetland-Mundarten werden oftmals aufgrund bedeutender grammatischer und mundartlicher Unterschiede als von den Festlandmundarten getrennte Sprachen behandelt.

Geschichte
Das Schottische hat sich aus dem Alt-Northumbrischen entwickelt, nämlich aus einer nordisch-beeinflussten Form des Angelsächsischen, das einst in den östlichen Teilen Britanniens zwischen den Flüssen Humber und Forth gesprochen wurde. Es wurde zur offiziellen Sprache des schottischen Gerichtswesens, wurde jedoch nach Verlegung der schottischsprachigen Monarchie nach London vom Englischen verdrängt, welches jetzt die einzige offiziell geltende Sprache Schottlands ist.
Der schottische Wortschatz beinhaltet eine große Anzahl von Wörtern, die es aus Sprachen entlehnte, mit denen es im Verlauf seiner Geschichte in Berührung kam, einschließlich Englisch, Französisch, Gälisch, Lateinisch, Flämisch, Niedersächsisch (Niederdeutsch) und Altnordisch.

Sprecherzahl
Bisher hat noch keine Volkszählung bezüglich Schottisch stattgefunden. Jedoch liegen fundierte Schätzungen der Sprecherzahl zwischen 1,5 und 2 Millionen.

Status
Das Schottische genießt keinerlei offiziellen Status.

Bildung
Schottisch wird selten unterrichtet. Schottischsprachige Kinder werden auf Englisch geschult. Es wird dem Lehrer überlassen, ob das Schottische mit berücksichtigt wird. Einige schottische Universitäten bieten das Schottische als Wahlfach innerhalb der Anglistik an. In diesen Fällen wird es passiv im literarischen und sprachwissenschaftlichen Rahmen gelernt, und es wird von den Studenten nicht erwartet, dass sie die Sprache auch mündlich erlernen.

Medien
Die schottischsprachige Literatur ist umfangreich. Repräsentative Schriftsteller der mittelschottischen Periode sind Henryson, Dunbar and Montgomerie, und die der neuschottischen Periode sind Ramsay, Fergusson, Burns und deren Nachfolger. Diese Literatur ist vorwiegend lyrischer Art. Jedoch gibt es auch viele Kurzgeschichten und einige Romane, die gänzlich auf Schottisch geschrieben sind. Außerdem gibt es etliche Romane von Sir Walter Scott, Robert Louis Stevenson, Sir James Barrie und anderen, in denen die Schilderungen auf Englisch, viele der Dialoge jedoch auf Schottisch verfasst sind.
Eine vollständige schottische Bibelübersetzung gibt es bisher noch nicht, aber das Neue Testament ist direkt vom Griechischen und die Psalmen direkt vom Hebräischen ins Schottische übersetzt worden.
Der Gebrauch des Schottischen in Theatern erfreut sich großer Beliebtheit, aber an schottischsprachigen Fernsehprogrammen mangelt es praktisch völlig. Beliebte Programme, wie „Rab C. Nesbitt“ und „Chewin’ the Fat,“ werden auf Englisch mit auffallendem schottischsprachigen Einschlag gesendet.

Verschiedenes
Das Schottische ist auch als „Lallans“ und als „the Doric“ bekannt.
„Lallans“ (auch als „Lallan,“ „Lawland“ und „Lawlands“ geschrieben) ist das schottische Gegenstück des englischen Wortes „Lowlands“ (also „Tiefland“ oder „Tiefebene“). Dieser Name bezeichnet vornehmlich das im 20. Jahrhundert beliebte, bewusst schriftsprachliche Schottisch, bei dem es häufig an strukturellem und idiomatischem Sprachgefühl mangelt.
„The Doric“ sollte das Schottische als ländliche Sprache bezeichnen. Der Name wurde von „Doria“ abgeleitet, einem in klassischen Zeiten für besonders bäuerlich gehaltenen Landstrich Griechenlands. Heutzutage bezeichnet der Name „the Doric“ insbesondere die charakteristischen Mundarten Nordostschottlands, besonders die von Aberdeenshire.
Spezielle Namen gibt es auch für in anderen Gegenden gesprochene schottische Sprachformen: „Ullans“ in Nordirland (eine Zusammenfügung von „Ulster“ und „Lallans“), „Orcadian“ (also „Orkadisch“) auf den Orkney-Inseln und „Shetlandic“ (also „Schetlandisch“) in Shetland.
Im Schottischen werden Vokale nicht wie im Englischen hörbar diphthongiert; sie können problemlos in reine Vokale und Diphthonge eingeteilt werden.
Im Schottischen werden die Konsonanten wie im Englischen ausgesprochen, aber das Schottische hat zudem den Laut „ch“ (wie in „Loch“), und es unterscheidet „w“ und „wh“. Außerdem hat es ein klares „r“, normalerweise als ein ein- oder zweischlägiger Zungenspitzenlaut ausgesprochen, welcher die Aussprache des vorangehenden Vokals nicht merklich beeinflusst. Der Buchstabe „t“ wird häufig als Stimmritzenverschlusslaut (Knacklaut) ausgesprochen.
Der Plural wird im Schottischen mittels -s, in manchen Fällen allerdings mittels -n, gebildet.
Gegenwartsformen von Verben enden in -s, es sei denn, es geht einem Verb unmittelbar eines der folgenden Pronomen voran: I (ich), ye/you (du/Sie), we (wir) oder they (sie); z.B. we aye kens (wir wissen/kennen immer) wird zu we ken (wir wissen/kennen). Aufgrund von Einflüssen seitens der Bildungssprache Englisch wird diese Besonderheit des Schottischen weitgehend als ungebildet aufgefasst und wird von vielen Autoren und Sprechern vermieden.
Im Schottischen zeigt -ed das Partizip der Vergangenheit an, -in das Partizip der Gegenwart.
Verlaufsformen können im Schottischen mittels Wiederholung des Verbs geformt werden, in manchen Fällen mit Wechsel, plus Suffix des Partizips der Gegenwart; z.B. nid-noddin (einnickend), loup-loup-lowpin (pausenlos springed).

Einige gut bekannte schottische Redewendungen:
· Ca canny! (Vorsicht!)
· Whit like? (Wie geht’s?)
· The morn’s mornin. (Morgen früh.)
· Whaur ye gaun? (Wohin geht’s?)
· Come awa ben! (Komme herein!/Kommen Sie herein!)
· No bad. (Es geht.)
· Nane the waur (Eigentlich nicht so schlecht.)
· No weel. (Nicht gut.)

I howp ye’v enjoyed oor wee bit crack anent the leid!
(Ich hoffe, unsere kleine Einführung in die Sprache hat Ihnen gefallen!)

Autor: Sandy Fleming
Übersetzer: Reinhard F. Hahn

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